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05.10.2016

Primärqualifizierende Studiengänge der Therapieberufe nun Teil des Pflegestärkungsgesetzes III

Derzeit laufen die Beratungen zum Pflegestärkungsgesetz III im Deutschen Bundestag auf Hochtouren. Zwei Punkte im aktuellen Gesetzesentwurf haben konkrete Auswirkungen für die Physiotherapie. Zum einen will das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) die Verlängerung der Modellphase für primärqualifizierende Studiengänge in den Therapieberufen in Verbindung mit diesem Gesetz regeln. Außerdem hat sich die Koalition auf rigorose Regelungen zur Osteopathie geeinigt, die mit verabschiedet werden sollen.

Gerade zur Verlängerung der Modellphase der primärqualifizierenden Studiengänge gab es in den letzten zwei Wochen zahlreiche Veröffentlichungen. Über den aktuellen Stand sprechen wir mit Michael N. Preibsch, dem stellvertretenden Vorsitzenden von PHYSIO-DEUTSCHLAND und für Ausbildung zuständig.

Herr Preibsch, in den letzten zwei Wochen ging es heiß her auf der politischen Bühne in Sachen Modellstudiengänge der Therapieberufe. Wie ist die aktuelle Lage?

Selten war sich die Branche der Gesundheitsberufe so einig: Eine Verlängerung der Modellphase für Studiengänge in den Therapieberufen um weitere zehn Jahre  - wie sie das BMG Mitte August empfohlen hat - ist aus unserer Sicht überhaupt nicht hilfreich. Dies haben wir gemeinsam mit sehr vielen Beteiligten auf allen Kanälen an die Politik herangetragen und uns entschieden gegen diese Verschiebeverfügung ausgesprochen – mit Erfolg!

Die Verlängerung um weitere zehn Jahre ist vom Tisch. Aktuell berät die Politik über eine Verlängerung um vier oder maximal fünf Jahre. Wir allerdings fordern weiter eine sofortige Überführung in ein Regelstudium, denn liest man die BMG-Stellungnahme aus 2008, die zum Start der Modellphase "grundständige Akademisierung" führte, gibt es keinerlei Anlass, sich jetzt vor einer klaren Entscheidung zugunsten primärqualifizierender Studiengänge in den genannten Gesundheitsfachberufen zu drücken.

Warum will die Politik eine Verlängerung?

Die Politik begründet die vorgeschlagene Verlängerung der Modellphase mit fehlenden Informationen – beispielsweise über die langfristigen Auswirkungen einer primärqualifizierenden Ausbildung.
Um den dauerhaften Nutzen der akademischen Qualifikation nachzuweisen, sei die Testphase vergleichsweise kurz gewesen und der Personenkreis noch nicht ausreichend repräsentativ. Neben diesem eher fachlichen Argument geht es aber auch um mögliche Kosten für das Gesundheitswesen, die durch eine Akademisierung in den Therapieberufen entstehen würden.

Wie ist Ihre Meinung dazu?

Fest steht, die Evaluation der sechsjährigen Testphase ist abgeschlossen und der Bericht darüber fast durchweg positiv. Alle Experten sind sich einig: Wir brauchen therapeutische Studiengänge und physiotherapeutische Forschung, um die Patientenversorgung an die Herausforderungen der demografischen Entwicklung anzupassen. Wissenschaftliche Erkenntnisse sichern auch unsere fachliche Existenz.

Kommt es zu einer Verlängerung der Modellphase für die Studiengänge, dann müssen die Ziele und erforderlichen Maßnahmen für Hochschulen und Bundesländer eindeutig formuliert sein. Wir bleiben weiter am Ball und bringen uns in die Diskussionen aktiv ein, so in der Anhörung des Bundestags-Gesundheitsausschusses am 17. Oktober 2016 in Berlin, zu der auch PHYSIO-DEUTSCHLAND geladen ist.

Vielen Dank für das Gespräch.
 

Veröffentlichungen zu diesem Thema in zeitlicher Reihe: