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14.06.2019

EVIDENCE GOES PRACTICE: Evidenzbasierter Behandlungsablauf des Nicht-spezifischen Kreuzschmerz

Etwa 85% der Bevölkerung erleiden in ihrem Leben mindestens einmal Kreuzschmerzen, die sich auf keine behandlungsbedürftige Ursache zurückführen lassen. Dies wird auch als nicht-spezifischer Kreuzschmerz bezeichnet. Bei zwei von drei Patienten kommt es in Folge wiederholt zum Auftreten der Schmerzen. Für die Patienten beginnt mit der Diagnose daher oft ein langer Leidensweg, nicht umsonst zählen Rückenbeschwerden zu einem der häufigsten Gründe für Arbeitsausfälle und frühzeitige Berentung.

Um eine Chronifizierung und damit das Risiko für Frührente zu minimieren, ist es daher auch im physiotherapeutischen Kontakt wichtig, bestimmte evidenzbasierte Behandlungsschritte einzuhalten. Diese wollen wir Ihnen im heutigen Artikel kurz darstellen:

1. Physiotherapeutische Diagnostik:
Schon während der Eingangsuntersuchung sollten Sie einen Fokus auf psychosoziale (Yellow Flags) und berufliche (Blue Flags) Begleitumstände des Patienten legen. Neben den entsprechenden Test hinsichtlich der muskulären Kraftverhältnisse und der Beweglichkeit des Patienten, sollten Sie außerdem den individuellen Trainingszustand erheben.

2.  Behandlungsverlauf:
Eine ausführliche Aufklärung des Patienten über das Krankheitsbild und empfohlene Verhaltensweisen sind unerlässlich. Motivieren Sie Ihren Patienten zu körperlicher Aktivität und aktiver Bewegungstherapie. Wärmeanwendungen und passive Techniken wie Massagen werden zwar als wohltuend empfunden, erzeugen aber keinen therapeutischen Effekt auf die Erkrankung. Nehmen Sie außerdem regelmäßige Wiederbefundungen vor, um eventuell festgestellte Yellow und Blue Flags im Zeitverlauf zu dokumentieren. 

3. Ziel der Therapie:
Viele Patienten mit nicht-spezifischen Kreuzschmerzen zeigen ein Angst-Vermeidungsverhalten. Versuchen Sie, dieses durch angepasste und gut dosierte Aktivität (Graded Activity) langsam zu steigern und zu überwinden. Entscheidend ist außerdem eine Hinführung zu Krafttraining, das sich dem Ausdauertraining bei Kreuzschmerzen in Studien überlegen zeigt.

Nicht-spezifischer Kreuzschmerz weist eine hohe spontane Ausheilungsrate auf, die oft im Zusammenhang mit dem Wegfall oder der Verminderung von psychosozialen Faktoren steht. Erläutern Sie Ihren Patienten deshalb diesen Umstand und ziehen Sie bei behandlungsresistenten Schmerzen außerdem verhaltenstherapeutische Maßnahmen in Betracht.

In unseren nächsten beiden Artikeln werden wir Ihnen die empfohlenen und nicht-empfohlenen Behandlungstechniken der Leitlinie vorstellen. Alle in unserer Artikelserie beschriebenen Inhalte finden Sie auch kompakt zusammengefasst in unserem neuen Flyer-Format EVIDENCE GOES PRACTICE, das in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Physiotherapiewissenschaft (DGPTW) entstanden ist. Sie können die Flyer kostenlos über unsere Materialbestellung beziehen, achten Sie auf das rote Symbol.