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18.02.2019

Positive Finanzentwicklung bei regionalen Unterschieden bei der Versorgungssituation

Am 12. Februar 2019 hat der GKV-Spitzenverband die Ausgaben für Heilmittel für die ersten drei Quartale des Jahres 2018 veröffentlicht. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer von PHYSIO-DEUTSCHLAND Thorsten Vogtländer werfen wir einen Blick auf die aktuellen Zahlen und auf die Entwicklungen seit dem Jahr 2014.

Herr Vogtländer, was sagen die Zahlen des GKV-Spitzenverbandes aus?

Insgesamt gesehen zeigen die Zahlen eine deutliche Steigerung bei den Ausgaben für Physiotherapie. Seit dem Jahr 2014 sind diese um rund 26 Prozent auf etwa 3,98 Milliarden Euro im 1. – 3. Quartal 2018 gestiegen. Die Vergütungsanpassungen in Verbindung mit dem Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG), das im April 2017 in Kraft getreten ist, beginnen also zu greifen. Das zeigt uns, dass die von uns gerade in den beiden letzten Jahren verhandelten Vergütungssteigerungen in der ganz überwiegenden Zahl der Praxen auch ankommen und das ist gut so.

Gleichzeitig ist die Anzahl der Verordnungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit etwa 0,6 Prozent leicht gesunken. Der Verordnungswert ist im selben Zeitraum hingegen um 10,7 Prozent gestiegen.

Ist die Versorgungssituation denn in ganz Deutschland gleich?

Nein, die Zahlen zeigen deutliche regionale Unterschiede. Ein besonderer Ausreißer ist beispielsweise das Bundesland Schleswig-Holstein. Trotz teils zweistelliger Gebührenabschlüsse sinken dort die Ausgaben der Krankenkassen je 1.000 Versicherte sogar leicht.

Beziehen sich die Veränderungen bei den Verordnungen auf spezielle Positionen?

Ja, hier lässt sich durchaus ein Trend erkennen: So steigen die Verordnungszahlen in der Physiotherapie für aktive Maßnahmen und bei der Manuellen Lymphdrainage.

Starke Rückgänge sind bei passiven Maßnahmen wie Massage und den ergänzenden Heilmitteln zu verzeichnen. Bei der Massage beispielsweise ist der Umsatzanteil von 2,2 Prozent im Jahr 2014 auf unter 1,2 Prozent in den ersten drei Quartalen des Jahres 2018 gesunken, d.h. die Anzahl der verordneten Massagen scheint sich nahezu halbiert zu haben. Die Anzahl der verordneten Warmpackungen ist im gleichen Zeitraum über 22 Prozent gesunken. Diese Entwicklungen haben insgesamt zu einem Absinken der durchschnittlichen Anzahl von Behandlungseinheiten pro 1.000 Versicherten geführt.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie nun?

Längst überfällige Preissteigerungen bei den physiotherapeutischen Positionen dürfen keinesfalls durch einen von den Krankenkassen und einzelnen KVen gesteuerten Verordnungsrückgang führen. Das ist für uns ganz klar und würde auch dem morbiditäts- und mortalitätsbedingten, steigenden Bedarf an physiotherapeutischer Versorgung in Deutschland nicht gerecht werden.

Mithilfe der Praxen im gesamten Bundesgebiet ermitteln wir in Kürze eigene Zahlen zur Verordnungssituation bundesweit und haben damit das Ohr ganz nah an der Basis.

In einer neuen Umfrage verschaffen wir uns dann einen Überblick über bundesweite Rückgänge der einzelnen Versorgungspositionen in den Praxen und bitten alle Praxisinhaber schon heute, an der kurzen Umfrage teilzunehmen. Wir wollen feststellen, in welchen Regionen Deutschlands welche unserer „Brot und Butter-Positionen“ von einem veränderten Verordnungsverhalten der Ärzte betroffen sind.

Die Umfrage läuft voraussichtlich bis Ende März 2019, damit möglichst viele Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber deutschlandweit daran teilnehmen. Wir nehmen speziell das Verordnungsverhalten der Jahre 2017, 2018 und aktuell ins Visier.

Was versprechen Sie sich von dieser Umfrage?

Es ist wichtig, dass wir eigene Daten erheben. Nehmen Sie zum Beispiel unser Wartezeitenbarometer, mit dem wir über sechs Monate jeden Monat die aktuellen Wartzeiten in den Praxen und für Hausbesuche ermittelt haben. Gleichzeitig haben die Ergebnisse gezeigt, dass mehr als 70 Prozent der Praxisinhaber dauerhaft nach Personal suchen. Die langen Wartzeiten für Patienten auf einen Termin und die vielen offenen Stellen untermauern unsere Argumente für längst überfällige Verbesserungen, wenn wir diese gegenüber den Entscheidern in der Politik und bei den Kostenträgern einfordern.

Nach den Wartezeiten beleuchten wir nun die Verordnungsentwicklungen aus Sicht der Praxisinhaber. Selbstverständlich werden wir die Ergebnisse nach der Auswertung veröffentlichen.

Vielen Dank für das Gespräch.