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02.08.2019

Gynäkologische Tumore: Physiotherapeutische Relevanz des Endometrium- und Vaginalkarzinoms

In unserer Fachartikelserie im August stellen wir unseren Mitgliedern gynäkologische Leitlinien vor, die in Zusammenarbeit mit Ulla Henscher und Reina Tholen von PHYSIO-DEUTSCHLAND erarbeitet wurden. Einfach einloggen und weiterlesen!

Mit rund 11.000 Neuerkrankungen pro Jahr gehört das Endometriumkarzinom in Deutschland zu den vier häufigsten malignen Tumorerkrankungen der Frau. Das Vaginalkarzinom tritt mit rund 500 Erkrankten jährlich zwar deutlich seltener auf, stellt aber für die betroffenen Frauen eine sehr große physische und psychische Belastung dar. Bei beiden Tumoren kann die Funktion des Beckenbodens stark beeinträchtigt sein. Durch die daraus entstehenden Folgeproblematiken wie Rückenschmerzen, Atembeschwerden oder Inkontinenz suchen viele Patientinnen auch physiotherapeutische Praxen auf.

Ärztliche Diagnostik und Behandlung des Endometriumkarzinoms

Vom Endometriumkarzinom betroffen sind meist Patientinnen zwischen 65 und 85 Jahren. Erste Symptome können postmenopausale Blutungen und Unterleibsschmerzen sein. Die ärztliche Therapie des Endometriumkarzinoms besteht primär in der Entfernung der kompletten Gebärmutter, der Eileiter und Eierstöcke durch Laparotomie. Bei tieferem Infiltrationsgrad werden zusätzlich die Parametrien (Beckenbindegewebe), Lymphknoten und die Scheidenmanschette entfernt. Anschließend oder ergänzend werden außerdem Bestrahlungen, Chemotherapie oder endokrine Therapien eingesetzt.

Ärztliche Diagnostik und Behandlung des Vaginalkarzinoms

Das Vaginalkarzinom ist meist ein Zufallsbefund im Rahmen der regulären gynäkologischen Vorsorge und kann auch eine Folgeerkrankung eines sich ausbreitenden Endometriumkarzinoms sein. Auch hier entscheidet der Infiltrationsgrad über die entsprechenden Therapiemöglichkeiten, die im schlechtesten Fall zu einer vollständigen Entfernung der Vagina, mit Teilen der Harnblase und des Darms gehen können. Aufgrund dieser weiträumigen Operation wird häufig versucht zunächst mit Bestrahlung und/oder Chemotherapie einen Rückgang des Tumors zu erreichen.

Fazit

Die ärztliche Therapie bedeutet für die Patientinnen einen schwerwiegenden Eingriff in die Bauch- und Beckenbodenmuskulatur, der sich in Dysbalancen und Schwächungen auch noch Jahre nach der eigentlichen Behandlung widerspiegeln kann. Die zusätzliche Entfernung von Lymphknoten beeinflusst zudem die Abflusssituation für den gesamten Bauchraum und die Beine. Bestrahlung, Chemotherapie und operativer Verlauf können sich zudem auf Harnblase und Darm auswirken und dadurch Harn- und/oder Stuhlinkontinenz hervorrufen. Daneben muss außerdem die psychische Verfassung der Patientinnen stets berücksichtigt werden. Während der ärztlichen Behandlung entwickeln viele zusätzlich ein Fatigue-Syndrom, das ebenfalls im Rahmen der physiotherapeutischen Behandlung relevant werden kann.

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