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11.01.2019

Aus der Forschung in die Praxis: Grundlagen evidenzbasierter Behandlung

Welche Therapiemethoden sind erfolgsversprechend? Wie wirksam verläuft die Behandlung? Und wie kann die eigene Praxis zukunftssicher gestaltet werden? Bei der Beantwortung all dieser Fragen fällt immer wieder ein Stichwort: Evidenzbasierte Medizin (EbM). Was das genau bedeutet und wie Sie Forschung und Praxis in Ihrer täglichen physiotherapeutischen Arbeit verbinden können, wird PHYSIO-DEUTSCHLAND ab heute jeden Freitag thematisieren. Zum Start unserer Artikelserie dreht sich der Themenmonat Januar um die Grundlagen wissenschaftlicher Veröffentlichungen. In unserem heutigen Artikel beantworten wir Ihnen drei Fragen zum Begriff Evidenz und zur Qualität von Forschungsarbeiten.

Frage 1: Was bedeutet Evidenz?

Das Wort Evidenz stammt aus dem Lateinischen „evidentia“, welches mit „Einsichtigkeit“ oder „Offenkundigkeit“ übersetzt werden kann. In Bezug auf ein medizinisches Behandlungsverfahren ist damit ein wirksamer Nachweis gemeint. Doch – und hier beginnt die Schwierigkeit – wie eine Behandlungsmethode wirkt, lässt sich nachweisen, wenn vergleichbare und qualitativ hochwertige Studien zu diesem Thema vorhanden sind. In der Forschungspraxis ist das jedoch nicht immer der Fall, gerade, wenn es sich um sehr spezifische Fragestellungen oder seltene Erkrankungen handelt.

Grundsätzlich beinhaltet der Begriff Evidenz keine Wertung, sondern beschreibt, dass ein Verfahren wissenschaftlich überprüft wurde. Im Sprachgebrauch hat sich jedoch durchgesetzt, bei einer nachgewiesenen positiven Wirkung von Evidenz zu sprechen. Die Wirkungslosigkeit einer Methode wird zum besseren Verständnis als negative Evidenz bezeichnet.

Frage 2: Werden bisherige Behandlungsmethoden durch EbM überflüssig?

Die evidenzbasierte Medizin besteht aus drei gleichberechtigten Säulen:

1.      Dem aktuellen Forschungsstand.

2.      Der individuellen klinischen Erfahrung.

3.      Den Werten und Wünschen der Patientinnen und Patienten.

Die Beschäftigung mit Forschungsliteratur bedeutet daher nicht, dass alle bisherigen Methoden verworfen werden, sondern bietet die Möglichkeit, das eigene Handeln kritisch zu hinterfragen und Vorgehensweisen zu evaluieren. Die eigene klinische Erfahrung wird dadurch nicht ersetzt, sondern ergänzt.

Frage 3: Wie erkennt man qualitativ hochwertige Veröffentlichungen?

Um sich im Dschungel der Forschungsarbeiten zurecht zu finden, bietet sich die Evidenzpyramide an, die Sie hier finden. An der Basis der Pyramide befinden sich Leitartikel und Expertengutachten. Die Spitze der Pyramide besetzen die systematischen Reviews. Darunter versteht man Literaturanalysen, die bereits durchgeführte Studien miteinander vergleichen, deren Vorgehensweise und Aussagen gegeneinander abwägen und zu einem Fazit bündeln. Sie sind zwar seltener zu finden, aber sehr verlässliche Quellen. Medizinische Leitlinien, an denen auch PHYSIO-DEUTSCHLAND mitarbeitet und über die wir sie in einem der folgenden Artikel informieren, basieren beispielsweise nicht selten auf systematischen Reviews.