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06.04.2018

Weltgesundheitstag 2018 hat die weltweite Situation im Fokus

Verbesserungen sind aber auch in Deutschland erforderlich, um eine flächendeckende therapeutische Versorgung sicherzustellen.

Am 07. April 2018 ist Weltgesundheitstag. In diesem Jahr steht dieser unter dem Motto "flächendeckende Versorgung". Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll jeder Mensch Leistungen zur medizinischen Versorgung unabhängig von Ort und Zeit in Anspruch nehmen können.

Sicherstellung der Versorgung und Qualität der therapeutischen Versorgung? Wie sieht es denn damit in Deutschland aus? Schon heute gibt es nachweislich Versorgungslücken. Patienten erhalten zu spät, nicht ausreichend oder gar keine Physiotherapie. Und das, obwohl Physiotherapie Arbeitsfähigkeit erhält, Pflege vermeidet und Lebensqualität verbessern kann. Termine für eine häusliche Therapie sind Mangelware und Ärzte müssen sich aufgrund der Rahmenbedingungen mehr an Budgets als am Bedarf der Patienten orientieren. Jammern auf hohen Niveau? Nein! Tatsachen, die die Politik durch gezielte gesetzgeberische Maßnahmen verbessern kann – zum Wohle der Patienten.

Zum Hintergrund: Aufgrund der demografischen Entwicklung steigt der Bedarf an Physiotherapie stetig. Die Bevölkerung wird älter und leider auch kränker. Dem steigenden Therapiebedarf steht ein nachgewiesener und rasant zunehmender Fachkräftemangel in der Physiotherapie gegenüber. Offene Stellen bleiben durchschnittlich 151 Tage unbesetzt. Immer weniger junge Leute starten mit der Ausbildung und viele steigen nach wenigen Berufsjahren aufgrund zu geringer Verdienstmöglichkeiten und zu hoher Arbeitsbelastung wieder aus dem Job aus. Das alles sind keine guten Voraussetzungen, um eine flächendeckende und wohnortnahe therapeutische Versorgung in Deutschland sicherzustellen.

"Wir fordern von der Politik eine Aufwertung der Therapieberufe. Denn: Wir helfen Menschen konkret und tun das sehr gerne. Diese Leistung muss sich aber auch in den Rahmenbedingungen für unseren Beruf widerspiegeln", erklärt Andrea Rädlein, Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Physiotherapie.
Voraussetzungen dafür sind eine angemessene Vergütung, eine kostenfreie Ausbildung und mehr Freiheit in der Berufsausübung.

All diese Punkte kann der Gesetzgeber in dieser Legislaturperiode weiterentwickeln. Die kostenfreie Ausbildung steht bereits im Koalitionsvertrag. Über die Entfristung der Koppelung an die Grundlohnsumme bei Gebührenverhandlung und die Entfristung der Modellstudiengänge muss die Regierung zeitnah entscheiden. Zum Wohle des Patienten fordern wir eine zeitnahe Modernisierung unseres Berufsgesetzes und in der Verbindung eine gesetzliche Verankerung der Möglichkeit des Direktzugangs für Patienten zum Physiotherapeuten. Obwohl das Bundesverwaltungsgericht die Möglichkeit des Direktzugangs bereits in einem Grundsatzurteil im Jahr 2009 höchstrichterlich bestätigt hat, ist er noch immer nicht im Berufsgesetz der Physiotherapeuten verankert. "Die Zeit ist reif, den nächsten Schritt zu gehen", betont Andrea Rädlein.