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01.09.2016

Unerträglicher Stillstand bei der Modernisierung der Gesundheitsberufe als Programm der Bundesregierung für die gesundheitliche Versorgung?

Das Bundesministerium für Gesundheit hat in einer Pressemitteilung vom 17. August 2016 über den Bericht zu Modellklauseln zur akademischen Erstausbildung von Hebammen, Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten mitgeteilt, dass dieser Bericht empfiehlt, die bis zum 31. Dezember 2017 befristet eingesetzten Modellregelungen um zehn Jahre zu verlängern, um diesen Prozess weiterhin wissenschaftlich zu begleiten und auszuwerten.

Für die anderen als ärztlichen Gesundheitsberufe, die sich über die genannten Berufe hinaus intensiv mit der Modernisierung ihrer Berufsgesetze befassen, bedeutet dies einen unerträglichen Rückfall und Stillstand bei der erforderlichen zeitgemäßen Gestaltung von Ausbildung und Beruf. Es ist unter keinen Umständen nachvollziehbar, dass die gesetzliche Regulierung der hochschulischen Qualifikation nach acht Jahren Modellphase noch einmal zehn Jahre „erprobt“ werden soll. Deutschland würde damit für weitere zehn Jahre vom europäischen Niveau abgehängt bleiben.

Mit dieser Verzögerungstaktik wird irreparabler Schaden angerichtet. Die anderen als ärztlichen Gesundheitsberufe können für absehbare Zeit nicht darauf hoffen, sich dem zeitgemäßen Versorgungsgeschehen mithilfe moderner Ausbildungen anzupassen.

Das wird in Zukunft erhebliche Auswirkungen auf die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung und der Bürgerinnen und Bürger haben. Die Attraktivität der Berufe wird verloren gehen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass in der Pflege bis 2019 414.000 Pflegekräfte bei gleichzeitig zurückgehenden Schülerzahlen fehlen werden. Die aktuelle Arbeitsmarktstudie 2030 („Eine strategische Vorschau auf die Entwicklung von Angebot und Nachfrage in Deutschland“) des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zeigt, dass sich die Engpässe bei Gesundheitsberufen vergrößern und verstetigen werden.

Alle Akteure im Gesundheitswesen sehen die erheblichen demografischen, gesell-schaftlichen, medizinisch-technischen und epidemiologischen Veränderungen, und sie wissen um die enormen aktuellen und künftig steigenden Herausforderungen an die Zukunft der Gesundheitsversorgung. Angesichts dessen ist es erforderlich, die Gesundheitsberufe zu stärken, denn die Gesundheitsberufe leisten die gesundheitliche Versorgung vor Ort. Es bedarf einer qualitativ hochwertigen Ausbildung, die an die aktuellen und künftigen Veränderungen angepasste Berufsprofile und Berufsrollen vorsieht. Mit der Stellungnahme im Bericht zu den Modellvorhaben wird genau das Gegenteil bewirkt. Die Stellungnahme nimmt auch nicht die Vorschläge zur Kenntnis, die im Expertendialog der Bundeskanzlerin 2011/2012 zum Neuzuschnitt und zur Aus-, Fort- und Weiterbildung der Gesundheitsberufe vorgebracht worden sind.

Wir fordern die Bundesregierung und den Gesetzgeber auf, die Modernisierung der Gesundheitsberufe nicht auf die lange Bank zu schieben. Zu dieser Modernisierung gehört als wichtiger Schritt die unbefristete Verstetigung der hochschulischen Qualifikationsmöglichkeiten für die anderen als ärztlichen Heilberufe.  

Der Vorstand des Vereins zur Förderung eines Nationalen Gesundheitsberuferates: Dr. Almut Satrapa-Schill (Vorsitzende); Prof. Dr. Andreas Büscher; Manfred Hopfeld, M.A.; Prof. Dr. Gerhard Igl; Ethel Narbei, Dipl. Krankenschwester (Uni)/ Dipl. Pflegepädagogin (FH).

Verantwortlich im Sinne der Presse: Dr. Satrapa-Schill, Steige 23, D-71120 Grafenau

Kontakt: geschaeftsstelle@nationalergesundheitsberuferat.de

Näheres zum Verein zur Förderung eines NGBR: www.nationalergesundheitsberuferat.de