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21.06.2019

Evidence goes Practice: Behandlungsempfehlungen für nicht-spezifischen Kreuzschmerz

Werden Sie aktiv! So oder so ähnlich könnte das Credo für Patienten mit nicht-spezifischem Kreuzschmerz lauten. Gemäß den Behandlungsempfehlungen der Nationalen Versorgungsleitlinie „Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“, die unter Mitarbeit von Eckhardt Böhle und Reina Tholen von PHYSIO-DEUTSCHLAND entstanden ist, sind aktive Maßnahmen in jedem Fall zu bevorzugen.

Bei Patienten mit subakuten und chronischen Beschwerden werden mit dem höchsten Empfehlungsgrad (A) folgende Maßnahmen angeraten:

  • Beibehalten der alltäglichen körperlichen Aktivitäten

  • Bewegungstherapien in Kombination mit edukativen oder verhaltenstherapeutischen Ansätzen

Hohen Empfehlungsgrad (B) weisen außerdem folgende Therapieansätze auf:

  • Rehasport und Funktionelles Training

  • Progressive Muskelrelaxation (PMR)

Bei akuten Schmerzen konnten sich Bewegungstherapien in Studien nicht wirksamer als die Beibehaltung einer normalen körperlichen Aktivität zeigen. Trotzdem können sie als offene Empfehlung auch bei Akutpatienten bereits begonnen werden, um positiv auf ein sich möglicherweise entwickelndes Angst-Vermeidungsverhalten einzuwirken. Progressive Muskelrelaxation kommt im Akutstadium nur begrenzt in Frage, da die Patienten die Technik zunächst sicher beherrschen müssen, bevor diese ihre Wirkung entfalten kann. Falls die Technik der PMR aber schon bekannt ist, bietet sie sich auch bei akuten Schmerzen als Therapieoption an.

Offene Empfehlungen bestehen für:

  • Manuelle Therapie

  • Massage

  • Rückenschule

  • Wärmetherapie und aktive Maßnahmen

Zur Manuellen Therapie wurden widersprüchliche Studienergebnisse gefunden. Einige Studien konnten keinen oder einen nur kurzfristigen Effekt auf die körperliche Funktionsfähigkeit belegen, andere zeigten eine signifikante Verbesserung der Schmerzintensität auch bei Akutpatienten. Eine Anwendung kann daher individuell überlegt werden, darf aber keinesfalls die Passivität des Patienten fördern. Massage und Wärmetherapien erhöhen die Compliance, sie zeigen aber nur kleinste und kurzfristige Effekte auf das Schmerzempfinden. Sie sollten daher nur zusammen mit Aktivität genutzt werden und, im Falle der Massage, auch nur bei subakuten oder chronischen Patienten eingesetzt werden. Zur Rückenschule existieren zahlreiche unterschiedliche Konzepte. Deshalb konnte in Studien auch kein einheitlicher Effekt nachgewiesen werden. Die Rückenschule kann aber ergänzend zu den genannten Maßnahmen im Rahmen der Edukation genutzt werden.

Alle genannten Maßnahmen finden Sie auch in Kurzfassung in unserem „Evidence goes Practice“ Flyer, den Sie über unsere Materialbestellung beziehen können. Die Seite mit den Behandlungsempfehlungen ist perforiert und kann herausgetrennt werden, so können Sie sich eine kleine Sammlung von Leitlinienempfehlungen für Ihre Praxis anlegen.
In der nächsten Woche informieren wir Sie an dieser Stelle über die nicht-empfohlenen Behandlungsmaßnahmen.