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19.06.2017

Hochschul-Befragung 2017 des Deutschen Verbandes für Physiotherapie

Der Deutsche Verband für Physiotherapie (ZVK) e.V. setzt sich seit nahezu drei Jahrzehnten für die Akademisierung der Physiotherapie ein. Noch immer ist jedoch die Gesamtzahl der Physiotherapeuten mit akademischem Abschluss relativ gering. Da die Datenerfassung und -ausweisung nicht durch das Statistische Bundesamt erfolgt, hat der Deutsche Verband für Physiotherapie nach 2011 und 2013 nun zum dritten Mal eine Absolventenbefragung an Hochschulen mit Studiengängen im Bereich Physiotherapie durchgeführt.

Mit der dritten Hochschul-Befragung, die vom 10. Januar 2017 bis 15. März 2017 dauerte und den Zeitraum von 2013 bis 2016 abfragte, werden die Ergebnisse der Hochschul-Befragungen aus 2011 und 2013 aktualisiert und fortgeschrieben.

Grundlage für die Kontaktaufnahme mit den Hochschulen war die Studiengangsliste des Deutschen Verbandes für Physiotherapie in der Version vom 10. Januar 2017. Dort sind Physiotherapie-Studiengänge und für Physiotherapeuten direkt relevante Studiengänge aufgeführt. Voraussetzung für den Eintrag in diese durch den Verband geführten Liste ist die erfolgte oder laufende Akkreditierung der Studiengänge beziehungsweise Hochschulen. Die aktuelle Studiengangsliste ist auf der Homepage des Deutschen Verbandes für Physiotherapie unter www.physio-deutschland.de auf der Fachkreise-Seite > "Beruf und Bildung" > "Studium" frei verfügbar. Sie gehört zu den am häufigsten gefragten Downloads des Verbandes und gibt allen, die sich für ein Studium der Physiotherapie interessieren, einen aktuellen Überblick.

Die Befragung konkret

Fragebögen wurden an 51 Hochschulen und insgesamt 68 Studiengangsadressen in Deutschland versandt (manche Hochschulen haben mehr als einen Studiengang in der Fachrichtung). Nach einem Monat Laufzeit wurde eine Erinnerung versandt. Unter den angeschriebenen Hochschulen wurden neun primärqualifizierende Studiengänge (PQS) angeschrieben, die bis dato Absolventen hervorgebracht haben könnten. Von diesen neun haben vier Hochschulen geantwortet, drei haben erstmalig Bachelorabsolventen des PQS Studiums gemeldet (124 Absolventen), eine vierte meldete zurück, dass sie zum Zeitpunkt der Abfrage aufgrund der zu kurzen Laufzeit des Studiengangs noch keine Absolventen hervorgebracht haben.

Von 51 Hochschulen haben am Ende der zweimonatigen Befragungszeit 26 geantwortet. Wir danken den Hochschulen, die teilgenommen haben, sehr herzlich. Die Teilnahme war selbstverständlich freiwillig. An dieser Stelle sei auf die Problematik hingewiesen, dass die wenigsten Studiengänge ausschließlich auf die Physiotherapie ausgerichtet sind, vielmehr studieren nicht selten Ergotherapeuten, Logopäden gemeinsam mit Physiotherapeuten. Für die Ausweisung der Absolventen in der Physiotherapie ist dies von Seiten der Hochschulen mit Arbeitsaufwand verbunden. 

Laut Hochschulumfrage 2017 gibt es für die Zeit von Mitte 2013 bis Ende 2016 aktuell 757 Bachelorabschlüsse in der Physiotherapie, darunter erstmalig gemäß der Modellklausel 2009 rückgemeldete 124 Bachelorabsolventen. Des Weiteren wurden 72 Masterabsolventen von vier Hochschulen gemeldet. Insgesamt wurden 829 akademische Abschlüsse rückgemeldet.

Fazit:

Der Abgleich mit bereits vorliegenden Zahlen (915 Studienabschlüsse bis zum Jahr 2008, 1.650 bis 2011, 3.193 bis 2013, sowie 4.022 bis 2017) zeigt eine Steigerung der akademischen Abschlüsse in der Physiotherapie allein seit dem Jahr 2013 um rund 26 Prozent.

Aus den gemeldeten 3.516 Bachelor-Abschlüssen für den Zeitraum 2003 bis 2016 ergibt sich unter Berücksichtigung der Rücklaufquoten der beiden Befragungen eine geschätzte Anzahl von etwa 5.200 Absolventen auf Bachelor-Niveau. Bei derzeit rund 189.000 beschäftigten PhysiotherapeutInnen in Deutschland (Statistisches Bundesamt 2015) ergibt dies eine Quote von etwa 2,75 Prozent.

Im Jahr 2012 forderte der Wissenschaftsrat für die Gesundheitsfachberufe eine akademische Quote von 10 bis 20 Prozent eines Ausbildungsjahrgangs. Auch wenn die Zahl der akademischen Abschlüsse kontinuierlich steigt, sind wir in der Physiotherapie von der geforderten Quote noch immer weit entfernt!

Wie viele PhysiotherapeutInnen in Deutschland mit akademischem Abschluss tatsächlich leben und arbeiten, lässt sich - trotz Befragung - weiter nur schätzen: Zur Beantwortung dieser Frage relevante Faktoren ließen sich durch die Erhebung nicht messen. So ist beispielsweise nicht bekannt, wie viele KollegInnen (gebürtige Deutsche wie auch Zugezogene) in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten einen akademischen Abschluss in der Physiotherapie im Ausland erworben haben und heute in Deutschland arbeiten.

Angelika-Heck-Darabi
Referat Bildung und Wissenschaft  im Deutschen Verband für Physiotherapie (ZVK)

Anregungen und Fragen gerne an info(at)physio-deutschland.de senden.